VERFEHLUNG

»A failed painting is better than one that’s just plain bad. The failed painting is one that could have been great.« – Larry Poons

Künstler sind zuerst Experimentalisten. Da wird experimentiert, versucht, etwas Neues ausprobiert. Die Ergebnisse dieser Experimente gehen in neue Kunstwerke ein, aber ihre Ursprünge sind meist nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Skizzen, verunglückte Werke, Halbfertiges, Halbgares, was aus irgendwelchen Gründen nicht weiter entwickelt wird … all das bleibt im Verborgenen und steht meist in den Ecken oder in kleinen Kammern der Fehlbarkeit.

Das Ausstellungsformat VERFEHLUNG möchte diese Kunststückchen an die Öffentlichkeit bringen, um eben dieser zu zeigen, dass Kunst ein aufwändiger und umfangreicher Prozess ist und Kunst in der Öffentlichkeit nur die Spitze eines kreativen Eisberges umfasst, dessen umfangreicher Rest durchaus der eingehenden Betrachtung lohnt.

Die Idee entstand, weil ich solche Verfehlungen selbstverständlich auch nicht ausgestellt habe, bis … ja, bis eines Tages bei einem Offenen Tag im Atelier Unsichtbar eine Besucherin auf eine solche Verfehlung aufmerksam wurde und sie einfach gut fand. Anstatt nun das UnBild einfach herzuschenken oder für kleines Geld zu verkaufen, unterlag ich dem albernen Anspruch, ich hätte zu entscheiden, was gefällt und an jemanden Kunstinteressierten zu gehen hätte. Ich bin schließlich Künstler und da kommt nur Große Kunst in Frage. Wie dumm. Eine klassische Verfehlung also. Ich bereute es danach ziemlich schnell, diese Besucherin nicht wiedergetroffen zu haben. Wer bin ich, zu entscheiden, was anderen gefällt? Und so steht dieser Versuch noch heute im Atelier als ewigen Mahnmal der Verfehlung und ich beschloss die Ausstellungsreihe VERFEHLUNG.

Das Format selbst gebe ich für kunstinteressierte Veranstalter frei. Meine Lebenszeit lässt unabhängig ihrer finalen Dauer nicht zu, dass ich auch nur einen Bruchteil meiner Idee in die Tat umsetze. Deshalb habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, viele meiner Ideen zu veröffentlichen, um sie auf diese Weise umzusetzen, auch wenn sie von anderen übernommen werden. In diesem Sinne gebe ich das Format VERFEHLUNG frei zur künstlerischen Inspriration und Verwendung; möglicher Missbrauch eingeschlossen.

Kuratierung

Entgegen meiner Gepflogenheit, bei von mir veranstalteten Ausstellungen mit anderen Künstlern ausdrücklich nicht zu kuratieren, da die Künstler selbst entscheiden sollen, was sie der Öffentlichkeit präsentieren, werden die von mir betreuten VERFEHLUNGEN kuratiert. Warum? Ich möchte mit diesem Format das Augenmerk auf Künstler richten, die Kunst wirklich als Beruf ausüben. Das hat etwas mit dem obigen Zitat von Larry Poons zu tun: Ein misslungenes Gemälde ist besser als eines, das einfach nur schlecht ist. Das misslungene Gemälde ist eines, das großartig hätte sein können.

Und ja, es gibt gerade in der Zunft der Künstler, die Kunst so nebenbei oder als Hobby betreiben, eine Menge wirklich schlechtes Zeug. Stellvertretend dafür ist das spektakuläre Aufklatschen von Farben auf Leinwände ohne jeden wirklichen Sinn. Heraus kommt oft ein undefinierbares Wirrwar von Farbe ohne jede Geschichte. Genannt wird das Ganze dann abstrakt und die Betrachter sollen irgendwie selbst schauen, was sie da hinein interpretieren.

Das kann man gut finden und es gibt eine Menge Ausstellungen, die diesen Zeitgeist bedienen, weshalb ich da nicht mitmischen muss oder will. Damit will ich niemandem auf die Füße treten, aber deutlich machen, dass es mir wirklich um den Sinn des Zitats geht, nämlich kleine Schätze an die Öffentlichkeit zu bringen, deren Wert von den Künstlern selbst oft unterschätzt wird, da jeder Berufskünstler schon einige Ansprüche an sich und seine Arbeit hat.