Der Kopierschutz als Echtheitszertifikat

Walter Benjamin argumentiert in Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, dass das Original eines Kunstwerks eine einzigartige Aura besitzt, die aus seiner materiellen Einzigartigkeit und seiner historischen Einbettung resultiert. Durch technische Reproduktionsmethoden wie Fotografie und Film verliert das Kunstwerk jedoch diese Aura, da es unabhängig von Ort und Zeit vervielfältigt werden kann.

Das stellt bildende Künstler vor die Frage:

Wie schütze ich mein Kunstwerk vor der originalgetreuen Reproduktion durch Fälscher?

Ich verwende zum Kopierschutz von Einzelstücken oder Erstdrucken Euro-Banknoten:

Alle Euro-Banknoten haben auf ihrer Rückseite eine vollständige Seriennummer auf der rechten Seite, während die Seriennummer auf der linken Seite gekürzt ist. Beispiel: rechts SB6005037514 links 037514.

Das Merkmal der vollständigen Seriennummer auf der rechten Seite und der halbierten Seriennummer auf der linken Seite ihrer Rückseiten ist eine Besonderheit, die – meines Wissens nach – ausschließlich bei Euro-Banknoten auftritt. Andere Währungen, selbst solche mit zwei Seriennummern wie der Schweizer Franken oder das Britische Pfund, verwenden in der Regel zwei vollständige Seriennummern, häufig in unterschiedlicher Ausrichtung oder Farbe.

Ich zerschneide die Euro-Banknote in zwei Hälften und versehe die jeweiligen Rückseiten mit dem Titel und dem Entstehungsjahr des Werkes. Die linke Hälfte – mit der halben Seriennummer – klebe ich auf die Rückseite des Bildes mit einer Schicht Lack, die ihre Entfernung verhindert bzw. beim einem entsprechenden Versuch ihre Zerstörung bewirkt. Die rechte Hälfte der Euro-Banknote – mit der vollständigen Seriennummer – verbleibt bei mir bzw. meinen Erben nach meinem Ableben.

Der Käufer des so geschützten Kunstwerkes erhält also mit diesem immer die halbe Seriennummer als Bestandteil des Werkes und es bedarf im Zweifelsfall zum Echtheitsnachweis der Rückversicherung durch mich als Künstler und Eigentümer der vollständigen Seriennummer.

Auf diese Weise können Unbefugte meine Kunst als Einzelstücke oder Erstdrucke nur scheinbar originalgetreu reproduzieren, weil ihnen zum Echtheitsnachweis die vollständige Seriennummer fehlt. Selbst Neuanfertigungen als Fälschungen mit der Hälfte einer neuen vollständigen Euro-Banknote führt nicht zum Echtsheitsnachweis als Kunstwerke von OTTO FREII, da ich in diesem Fall nicht im Besitz der rechten Hälfte der entsprechenden Banknote bin.

Diese simple Vorgehensweise ist auf alle physischen Kunstwerke anwendbar, sofern sie nicht aufgrund ihrer besonderen Beschaffenheit ohnehin nicht reproduzierbar sind.

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